Von Ahle bis Zuschlag: Flecht-Begriffe verstehen. Inklusive Flecht-Wörterbuch auf Deutsch, Englisch und Französisch

*Ahle (Ahle – awl – xx): Die Ahle ist ein beim Korbflechten viel verwendetes Werkzeug mit einem spitz zulaufenden Ende. Sie wird verwendet, um im dichten Geflecht Platz zu schaffen, damit eine neue Weidenrute eingelegt werden kann. Ahlen gibt es in unterschiedlichen Längen und Dicken.

*Auge (Auge – xx – xx): Das Auge ist eine Technik, die verwendet wird, um einen Griff am Rahmen zu fixieren. Eine Weide verläuft immer abwechselnd und in einem bestimmten Muster rund um Griff und Korbrand. Es gibt unterschiedliche Arten, diese Verbindungen zu flechten.

*ausputzen (ausputzen – xx – xx): Meistens der allerletzte Arbeitsschritt beim Flechten. Wenn das Flechtwerk fertig ist, werden die überstehenden Weidenenden mit einer kleinen, scharfen Schere oder Messer recht kurz und gleichzeitig so abgeschnitten, dass sie nicht aus dem Geflecht rutschen können. Gut ausgeputzt ist ein Korb, wenn beim Drüberstreichen mit der Hand eins weder spitze Weidenenden spürt noch hängenbleibt. Ein möglichst „glattes“ Gefühl beim Darüberstreichen bedeutet: gut ausgeputzt!

*Boden  (Boden – base – xx): Bei einem Korb is der Boden meist die Fläche, auf der der Korb steht. Ach, und auch ein Korbdeckel ist eigentlich ein Boden! Bei einem Rundkorb (Link) ist der Boden der Teil, mit dem gestartet wird. Ein Boden besteht aus dem Bodenkreuz, das zu einer Bodenlage ausgeflochten wird. Anschließend werden die Staken eingesteckt, die „Sonne“ entsteht (wegen der strahlenförmig abstehenden Ruten). Der Boden eines Rundkorbs soll leicht konvex geformt sein, damit das Zentrum nicht den Boden berührt, was den Korb kippelig machen würde.

*Burkina Faso-Technik (Burkina Faso Technik – Burkina weave – burkinabé): In Westafrika und dem Mittelmeerraum entstandene Flechttechnik, in der sich ein Zopf von einer Mitte ausgehend spiralförmig um die horizontalen Ruten windet. Dabei entsteht ein organisch geformtes, transparentes und offenes Geflecht wie beim Muschelkorb (Link Muschelkorb) oder bei der Blumenschaukel (Link).

*einweichen (einweichen – soaking – xx): Getrocknete Weidenruten müssen eingeweicht werden, damit sie so biegsam und geschmeidig werden, dass mit ihnen geflochten werden kann. Bei ungeschälten Weiden (Link) dauert das mehrere Tage bis zu zwei Wochen, bei geschälten Weiden (Link) nur ein paar Stunden (siehe Anleitung zum Einweichen von Weiden). Nach dem Einweichen müssen die Weiden – gut eingepackt in ein feuchtes Tuch und Plane – ein paar Stunden ziehen, bis sich die Feuchtigkeit gut verteilt hat und sie so richtig perfekt zum Flechten werden.

*Korbflechten (korbflechten – weaving – tresser): Überbegriff für die Praxis des Herstellens von Flechtwerken, egal welche Technik, egal welches Flechtwerk.

*Flechtkurs (Flechtkurs – basketry workshop – stage de vannerie): Die meisten professionellen Korbflechter*innen bieten – wie Luc Bouriel – Flechtkurse (Link Flechtkurse) für die Techniken und Flechtwerke an, auf die sie sich spezialisiert haben. In Österreich gibt es keine formal geregelte Ausbildung für Korbflechter*innen, genauso wie Korbflechter*in kein anerkannter und geregelter Beruf ist. Das ist nicht in allen Ländern so. In Deutschland etwa gibt es eine dreijährige Fachschule für Flechter*innen in Liechtenfels, in Frankreich eine Ausbildung in Fayl Billot.

*fitzen (fitzen – pairing – xx): Fitzen ist eine Technik, bei der gleichzeitig und paarweise mit zwei Weiden geflochten wird. Beim Boden (Link) des Rundkorbs (Link) wird dieser vom Zentrum ausgehend zuerst gefitzt. Beim Fitzen geht immer eine Weide über, die zweite Weide unter eine Rute, danach verkreuzen sie sich. Dadurch entsteht ein stabiler Schlag, der nicht verrutscht. Teilweise wenden Flechter*innen das Fitzen auch als Technik im Seitengeflecht an, um einen offenen und transparenten Korb herzustellen.

*Fuß (Fuß – foot – xx): Um etwa bei einem Rundkorb (Link) den Boden nicht dem dauernden Kontakt mit dem Fußboden auszusetzen und eine stabile Basis herzustellen, wird entweder ein stabiles Geflecht namens Kimme (Link) integriert, oder es wird ein Fuß aufgesetzt, der ausgetauscht werden kann, wenn er irgendwann kaputt wird.

*Kimme (Kimme – wale – xx): Die Kimme ist eine Flechttechnik, die u.a. beim Rundkorb (Link) eingesetzt wird, um dem Korb seine Form zu geben, ihn zu stabilisieren, die Abstände zwischen den Staken einzurichten. Für die Kimme werden Ruten verwendet, die weniger stark sind als die vertikalen formgebenden Ruten (Staken Link), aber stärker als der Rest der Seitenwand. Beim Rundkorb ist üblicherweise der erste Flechtabschnitt der Korbwand eine formgebende Kimme, anschließend folgt eine mit dünneren Ruten geflochtene Schicht, dann wieder eine stabilisierende und formgebende Kimme. Die Kimme wirkt auch optisch robust und stabil, eher schwer und rustikal. Es ist auch möglich, die Kimmtechnik durchgehend anzuwenden, um einen Korb auszuflechten. Und es gibt Flechter*innen, die damit experimentieren, weitgehend auf die Kimme zu verzichten, und die damit Flechtereien produzieren, die weniger stabil, aber optisch leicht aussehen, zum Beispiel für Deko-Objekte oder Umhängetaschen.

*Korb (Korb – basket – pannier): Der Korb ist das Objekt, an das eins beim Korbflechten wohl am häufigsten denkt, egal ob Rahmenkorb (Link), Rundkorb (Link), ob Einkaufskorb, Wäschekorb, Holzkorb. Dabei wird Korb oft synonym für jedes Flechtwerk verwendet. Denn seit das Korbflechten als Handwerk entstanden ist, sind immer schon alle möglichen Objekte geflochten worden, von lebendigen Weidenzäunen über Fischreusen hin zu Truhen oder Rankgehilfen für den Garten. In der zeitgenössischen Korbflechterei werden die unterschiedlichsten Techniken und Materialien verwendet, und es gibt viele Flechter*innen, die Handwerk und Kunst verbinen und nicht Körbe, sondern skulpturale Geflechte entwerfen oder moderne Einrichtungsgegenstände aus Weidengeflecht designen.

*Kuss (Kuss – kiss – xx): Wie bitte, einen Kuss flechten? Beim Perigord- (Link) und Burkina (Link)-Flechten windet sich ein Zopf in Spiralform und mit Abständen zwischen den Zopfreihen die vertikalen Ruten entlang. Die Stellen, an denen sich die Abstände zwischen Zopfreihen verringern und zwei Zopfreihen einander berühren („küssen“), werden „Kuss“ genannt.

*Perigord-Flechten (Perigord – Perigord weave – Perigorda): Perigord ist eine in der Dordogne in Frankreich entstandene Technik, bei der sich ein Zopf die senkrechten Ruten entlang windet. Ein in Perigord-Technik geflochtener Korb (Link Flechtwerke) wirkt leicht und offen, gleichzeitig ist er robust und stabil, da er in der Regel mit relativ dicken Weidenruten geflochten wird. Eva Seidenfaden erklärt in ihrem Buch „The Art of Basketmaking – The Perigord Technique and Tradition“ die Perigord Technik ausführlich und zeigt eine Vielfalt an Flechtwerken.

*Rahmenkorb (Rahmenkorb – frame basket- xx): Die Rahmenkorb-Technik ist eine Flechttechnik, bei der das schalenförmige Gerüst des Flechtwerks aus vorgeformten Ringen aus Weide oder anderen Hölzern gefertigt wird. Bei einem Rahmenkorb mit Henkel (Link Flechtwerk) wird ein Ring vertikal durch einen zweiten horizontalen Ring gesteckt. Der vertikale Ring wird Griff und Boden, der horizontale Ring wird Schalenrahmen. Die beiden Ringe werden vorläufig aneinander befestigt und die beiden Stellen, an denen sie sich treffen, mit einem Auge (Link) umflochten und fixiert. Als nächstes werden dicke Weidenäste vorgebogen und so an den beiden Augen fixiert, dass sie das Gerüst der Korbschale komplettieren. Anschließend wird das Gerüst der Korbschale mit dünneren Weidenruten umflochten. Hier ein Beispiel für einen Rahmenkorb (Link Flechtwerke). Die Rahmenkorb-Technik eignet sich auch für nur ganz leicht gerundete Schalen, für leicht gerundete Tabletts oder Handtaschen.

*Rundkorb (Rundkorb – round basket – xx): Die Rundkorb-Technik ist eine klassische und viel verwendete Korbflecht-Technik. Diese Technik wird – anders als der Name vermuten lässt – nicht nur bei runden Körben angewendet, sondern z.B. auch bei ovalen oder eckigen Körben. Ihr eigen ist der Aufbau des Korbs: Zuerst wird ein Boden (Link) geflochten. In diesen werden die vertikalen Ruten, die Staken (Links) eingesetzt, die nach oben gebogen werden und das Gerüst für die Seitenwände vorgeben. Die Seitenwände können gerade, bauchig, ausladend sein und praktisch jede Form annehmen. Die Seitenwände werden mit der Kimme (Link) geformt und mit Schichten in verschiedensten Mustern ausgeflochten. Den Abschluss bildet der Zuschlag (Link), der aus den Staken (Link) geflochten wird. Lucs Beispiele sind der Rundkorb mit Griff (Link Flechtwerke) und der Tragekorb (Link Flechtwerke).

*Schicht (Schicht – side weave – xx): Bei der Rundkorb-Technik werden die Seitenwände oft mit Kimme (Link) und Schicht ausgeflochten. Oft wird zwischen Kimme (Form geben) und Schicht (Höhe geben) abgewechselt. Es gibt aber auch Techniken und Flechter*innen, die ohne Kimme mehrere Schichten übereinander flechten. Jede Schicht besteht aus einzelnen Flechtschlägen, die einem Muster entsprechen. Das einfachste Muster ist „vor 1 hinter 1“. Es bedeutet, dass eine Weide so wie beim Weben immer zuerst vor eine Stake und dann hinter die nächste Stake gelegt wird.

*Schlageisen (Schlageisen – xx – xx): Das Schlageisen ist ein viel gebrauchtes Werkzeug, oft aus einem schweren Metall. Es wird verwendet, um während des Flechtens immer wieder das Geflecht locker zusammen zu klopfen, sodass ein möglichst dichtes Geflecht mit wenig Lücken zwischen den einzelnen Reihen entsteht.

*Stake (Stake – stake – xx): Die Staken bilden im Rundkorb-Geflecht das Gerüst eines Korbes. Sie geben der Seitenwand ihre Form und werden vor und während des Flechtens geformt. Für die Staken werden üblicherweise die dicksten Ruten verwendet. Sie werden in den Boden eingesteckt und nach oben gebogen. Sie bilden bei einem Rundkorb die vertikalen Ruten im Geflecht, die mit dünneren Ruten horizontal umflochten werden. Wenn das Flechtwerk die gewünschte Form und Höhe erreicht hat, werden die Staken dazu verwendet, den obersten Rand zu flechten, der das Geflecht fixiert.

*Steckling (Steckling – cutting – xx): Weiden können mit Stecklingen (Link Weidenbau) vermehrt werden. Die ca. 25 cm langen Stecklinge sind Stücke von frisch geernteten Weidenruten, die möglichst kräftig sind und mehrere Augen (Knospen) besitzen. Hier zur Anleitung zum Anpflanzen von Stecklingen (Link).

*Weidenrute (Weidenrute – rod – xx): Korbflechter*innen verwenden als Material Weidenruten zum Flechten, die frisch geerntet, anschließend getrocknet und vor dem Flechten wieder eingeweicht werden. Je nach Weidensorte (Link Sorten) haben Weidenruten unterschiedliche Eigenschaften und sind für unterschiedliche Bestandteile im Geflecht oder unterschiedliche Flechtwerke geeignet. Weidenruten werden vor dem Flechten vorbereitet, indem sie der Länge oder Stärke nach sortiert werden, oder indem sie mit dem Schnitzmesser zugeschnitten werden.

*Weide, geschält weiß (geschälte weiße Weide – white rods – xx): Weidenruten können ungeschält oder geschält – also mit oder ohne Rinde – verflochten werden und werden im Fachhandel als geschälte oder ungeschälte Weide angeboten. Unbehandelte geschälte Weide ist meist weiß, manchmal auch rötlich gesotten oder schwarz gefärbt. Mit geschälter Weide zu arbeiten hat den Vorteil, dass diese vor dem Flechten nur für einige Stunden eingeweicht und danach rasten muss. Gleichzeitig trocknet sie rascher aus, bricht leichter und ist deshalb für Anfänger*innen schwieriger zu handhaben als ungeschälte Weide. Siehe auch Anleitung zum Einweichen von geschälten Weiden (Link).

*Weide, gesotten (gesottene Weide – buff rods – xx): Wenn geschälte Weide (Link) gesotten wird, nimmt sie einen rötlich-braunen Farbton an. Die Eingeschaften von gesottener Weide sind wie die weißer geschälter Weide.

*Weide, getrocknet (getrocknete Weide – xx – xx): Nach dem Ernten im Winter wird Weide sortiert, eingelagert und für mindestens mehrere Monate getrocknet (Link Jahreskreislauf). Beim Trocknen wird sie haltbar gemacht, verliert dabei an Gewicht und schrumpft. Professionelle Korbflechter*innen flechten mit getrockneter (und vor dem Flechten wieder eingeweichter) statt frischer grüner Weide (Link), weil Geflechte aus frischer Weide während des Trocknens locker und damit instabil werden, das Geflecht wird lückenhafter. Getrocknet kann Weide jahrelang halten, wenn sie an einem trockenen Platz luftig aufbewahrt wird.

* Weide, grüne (grüne Weide – green rods – xx): Frisch geschnittene Weide heißt grüne Weide. Häufig werden aus frischer Weide einzelne Korbteile angefertigt wie etwa die Rahmen. Grüne Weide ist flexibel und biegsam und es macht Spaß, mit ihr zu flechten, zu experimentieren, zu üben oder Stücke für den schnellen Gebrauch zu machen. Weil grüne Weide beim Trocknen aber an Gewicht und Volumen verliert und aus frischer Weide gemachte Flechtwerke nach dabei lose und instabil werden, werden sie von professionellen Flechter*innen kaum verwendet.

* Weide, ungeschält (ungeschälte Weide – xx – xx): Weide, deren Rinde nicht abgeschält wird, wird ungeschälte Weide genannt. Ungeschälte Weide ist biegsamer und flexibler als geschälte Weide, weil die Rinde die Feuchtigkeit im Inneren der Weide bewahrt. Getrocknete ungeschälte Weide muss allerdings vor dem Flechten für etwa 7-10 Tage eingeweicht werden (siehe Anleitung zum Einweichen), bis sie ihre Biegsamkeit und Geschmeidigkeit wieder erlangt. Weidenrinde hat je nach Varietät (Link Weidenanbau) unterschiedliche Farbnuancen und kann braun, rotbraun, grün, gelb, rötlich-grün, blau, violett oder fast schwarz sein.

*Zuschlag (Zuschlag – border- xx): Zuschlag wird der Abschluss eines Rundkorbs (Link) genannt, ähnlich dem Abketten beim Stricken. Wenn der Korb die gewünschte Form und Höhe erreicht hat, werden die Staken (Link), die vertikalen Weidenruten, miteinander verflochten, um das Geflecht zu fixieren und einen zum Flechtwerk passenden Abschluss zu bilden. Dabei gibt es unterschiedliche Muster, in denen der Zuschlag geflochten werden kann.